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  • Writer's pictureMiriam Strasser

Short Story: Ein Tagtraum im Mai

Updated: Oct 8, 2022


Eulalia fiel im #Traum

durch ein Dimensionsloch in einen anderen Raum,

dessen Zeitgeflecht war verschoben, so wurde ihr Körper verbogen

und bekam eine andere Form

in welcher sie durch eine wuchernde Welt fiel

deren Dunkelfarben in blau braun grün Tönen gehalten waren.


Ewige Nacht schien es hier zu sein, zumindest gab es kein Sonnenlicht.

Bei tintenblauem Himmel hing ein uraltes Mondwesen

und verstrahlte sein Leuchten Pfeife rauchend, dabei große Dunstwolken hauchend,

die schal und Glühwurm-glimmend in gewundenen Gebilden den Himmel verhingen.

Wie lebendige Leuchthauch-Geister dahinschwebend,

vom Mond verträumten Blickes betrachtet.


Während er an kosmisches dachte, zog eine schwarze Krähengöttin dahin, leise schwebend durch die Nacht, Schwingen breit wie der Wald, Augen weise und alt zieht sie Kreise

über dem wuchernden Dschungel, in dem sich Koboldkatzen und Feuertiger tummeln.

Eulalia fällt mitten in dieses Bild, zu ihrem Glück landet sie auf der großen Dunkelkrähe Nacken, im glattweichen Gefieder.

Die Gottheit zieht weiter ihre Kreise durch die Luft, steigt dabei spiralig empor,

Richtung Geisthauch-türkisblau-leuchtendes Wolkenmeer.

Eulalia liegt zwischen Dunkelfedern gebettet auf einem großen, wärmenden Körper, versucht zu erfassen was gerade geschehen war, noch immer geschehend ist.


Ihr Blick richtet sich erst auf Wolkenleuchtmeer, Erinnerungen weckend an nächtliche Zauberwald Erlebnisse, von Glühwurm-wolkenhaft, Lichtteppich gleicher Pracht.

Versunken in beruhigender Betrachtung des Traumbildes lauscht Eulalias Wahrnehmung dem Singen, Flüstern, Rauschen der Pflanzen, Tiere, Luft in dieser Welt, in welcher sie einen anderen Körper trägt als gewohnt.

Einen Körper, den sie mehr erahnt als sieht, irgendwie wahrnimmt, doch ist der Kontrast

zur gewohnten Körperwahrnehmung so stark, dass sie es gar nicht richtig erfassen mag, eigentlich.

Versucht im Moment gerade so viel zu realisieren, von dem neuen Körpergefühl, dass sie, wenn sie will, ihn bewegen kann, denn im Moment kann sie darin nur liegen, warten, beobachten, atmen. Die Eindrücke dieser Welt, durch die sie nun getragen werdend schwebt statt fällt.Sich selbst betrachtend nimmt sie körperliche Grenzen und Oberflächen wahr, hat anscheinend Pfoten, Fell, Nase, Ohren – ganz anders als gewohnt. Außerdem ein... noch etwas bisher ungefühltes, ab und an zuckendes, Anhängsel über ihrem Hinterteil – als hätte sich ihre Wirbelsäule um einiges erweitert – welches nicht Fell behaftet ist, wodurch sie Krähenfederkontakt dort anders fühlt.


Langsam kommt bewussteres Körpergefühl, ermöglicht Bewegung der Muskeln, beginnen

die Gliedmaßen der Pfoten Tatzen gewollt zu zucken, sich zu krümmen und zu strecken.

Neugierig die Umgebung zu betasten und zu fühlen, wie Kontakt in diesem Körper ist, vorsichtig erforschend, was ihn, in seiner unmittelbaren Umgebung, umgibt.

Es strecken sich die Beine, die Vorderläufe, schlängelt sich das Anhängsel, rekelt sich die Wirbelsäule. Ohrenspitzend hebt der Kopf den Blick Richtung Mondwesen, wittert die Nase mit Tasthaaren Geschichten in dem Gesicht des leuchtenden, beständig rauchenden Himmelskörperwesen, welchem Eulalia und Krähengottheit entgegenstreben; spiralig stet gemächlich höher steigend, Kreise um den Leuchtkörper zeichnend.


Eulalia richtet sich zum Sitzen auf, forschend durch die Traumwelt schaut, sich besehend

den unendlich groß scheinenden Wald, über dem sie schwebt, in dem es deutlich fühlbar vor Leben wimmelt – auch hier im Himmel fliegt Leben steigend, fallend, schwebend durch die tintenblaue, türkis leuchtende Gegend. Gedanken nachhängend sieht Eulalia Flugwesen,

welche befremdlich scheinen in Eulalias Realitätserinnerung, jedoch dem, mittlerweile etwas gewohnteren, Körper, den sie trägt, vertraut vorkommen.

Es beginnt das Mondwesen zu summen, eine Melodie ergreifend und tief, durchdringend

Körper wie alle Sinne. Ein Echo im Inneren findend beginnt Eulalia mit unbekannter Stimme

zu singen, Melodien ohne gewohnt sprachhaften Sinn, wie es schien, doch Ausdruck lag darin und sich selbst hörend hatte sie Verständnis.

Obwohl wörtlich nicht erkenntlich ihr war, der Sinn, verstand sie die Bedeutung hinter den Tönen und Melodien, gesungen zu des Mondwesen Summen, im leuchtenden Dunkel dieser Düsterlichtwelt – durch summenden Gesang erhellt, denn die Silbenmelodien ziehen Silberfäden, die tanzend folgen,in der Stille der Luft Muster formend, die sich bündeln und verdichten zu einem greifbaren Etwas.


Eben formt sich schwebend über Krähengottheits-Kronen-Haupt in der Luft

dort ein Gegenstand, nimmt Gestalt an.

Es verdeutlicht sich, aus silbrigem Melodienlicht heraus ein Schlüssel, kunstvoll gewunden, bronzefarben schimmernd. Eulalias aufmerksamen Blick anziehend, findet sie Töne

die den Schlüssel weiter verdichten. Melodien machen strahlender ihn, sie singt sein Geschick, seinen Zweck, sein Glück. Klangfäden ziehend dem Schlüssel Kraft gebend, zu öffnen Türen zwischen Dimensionen, um Reisen durch Welten zu ermöglichen.

In diesem Traumbild selbst ein Zauberwesen geworden, bringt Eulalia ihren ersten magischen Gegenstand hervor.

Definiert dadurch auch sich selbst und ihr Wirkungsfeld, die Spannweite ihrer Träume.

Mit diesem Schlüssel eröffnet sie die Möglichkeit multidimensionale Räume zu durchschreiten.


Die Erde zieht an ihr, körperlich, was auch das Krähengottheitswesen fühlt,

sich daher langsam beginnt dem Wald zuzuwenden und den Abstieg aus Himmelssphären zu beginnen. In einem, Kreise ziehenden, Gleitflug dem Boden zu zustrebend. Eigentlich den Baumwipfeln entgegen die im Näherkommen ihre wahre, gewaltige Größe preisgeben.

Auf einem hochgelegenen Ast eines solchen Baumriesen kommt die Krähengöttin schließlich zum Sitzen, lässt ihre Stimme donnernd erklingen, breitet aus, ihre mächtigen Schwingen.

Dankbar klettert Eulalia innerlich singend hinab auf den Ast, der so breit ist wie eine Straße fast. Seine Oberfläche runzelig; nicht glatt wie Asphalt, ist seine Haut, wohl mehrere hundert Jahre alt.

“Dieser Baum ist ein weises Lebewesen. Sein Denken, Fühlen, Wahrnehmen wie Kommunizieren passiert auf entschleunigter Ebene in ungewohnter Raumzeit, weshalb er nicht leicht zu verstehen ist…”, so denkt Eulalia sich, die Haut des Baumes berührend, ihn erspürend. Krähengöttin erhebt sich Richtung Wolkenreich, wobei sie starke Winde mit ihren Schwingen erzeugt. Um nicht davon geweht zu werden, legt sich Eulalia in Baumrindenfalten, beobachtet innehaltend der Krähe Abflug, schickt ihr gesanglich Dank und Lobpreisung als Adios. Krähengöttin fliegt zurück in Himmelssphären Dunkellicht. Eulalia erhebt sich, die neue Umgebung besehend, aufrecht auf dem Ast des Baumes stehend, ihre Augen schließend, um mit dem Baum in Kontakt zu treten. Fühlt die Kraft dieses alten Lebewesens, langsam beginnt in ihrem Inneren eine Verbindung mit ihm und sie singt ein Lied von Wasser, Wind, Sonnenlicht. Von Wurzelkraft, von Blätterpracht, von Knospen, die beginnen zu sprießen, von aufsteigenden Säften im Inneren.


Der Baum atmet mit ihrem Lied, seine Blätter beginnen zu glühen und tanzend ihrem Gesang Ausdruck zu geben. Es verbindet sich alsbald zu ihrem Liede Blätter-tanzend der ganze Wald, auch der Wind stimmt mit ein, singt zum Blattatem der tanzenden Bäume seine Weise. Es schließt sich ein Kreis der Elemente in dem Moment als die Feuertiger ihre glühenden Stimmen zum Geheul erheben – so öffnet sich eine Pforte in der Rinde des Baumes Stamm um Eulalia hineinzulassen.

Sodann durchschreitet sie das Portal, steigt hinab einen gewundenen Pfad der Erde entgegen die sie, körperlich fühlbar, gerufen hat. Dem Ruf der Erde folgend immer tiefer in die Dunkelheit, bis sie spürt es ist Zeit zu verweilen, innehaltend etwas wahrzunehmen. In Stille öffnet sie alle ihre Kanäle und beginnt zu sehen.

Immer klarer werdend sieht sie das Licht und versteht: die Sonne ist in dieser Welt in die Erde versunken, hat sich in ihrem tiefsten Inneren mit ihr verbunden. Dunkel und Licht sind hier miteinander verwoben während oben, an der Oberfläche und in der Himmelssphäre, Wasser und Luft vereint sich haben. Dazwischen leben die Bäume, stellen die Verbindung dar, sind die Wächter dieser Welt. Ihre Präsenz hält die Balance, öffnet den Raum für das Leben in diesem Traum.

Koboldkatzen, Feuertiger und andere Waldgeschöpfe beziehen ihre Kraft aus der Sonnenerde, leben unter, in, zwischen den Bäumen, während die Flugwesen auf und über ihnen leben, ihre Kraft aus der Mondwasserluft beziehen.

Die Bäume träumen den Ort für all das Leben, spenden die Kraft für die Sphäre, die den Traum erschafft.


Den Ursprung dieses Traums bildet der Lebensbaum, dessen Wurzeln verankert sind im tiefsten Inneren, den Erdsonnenball umschließen. Sein Blätterdach berührt die äußerste Himmelssphäre, die Grenze zu den anderen Universen. Aus des Baumes Herz ist einst die Krähengöttin entstiegen, neben dem Lebensbaum das älteste Wesen dieser Welt.

Hat mit dem Donner ihrer Stimme das Mondwesen erschaffen, umkreist es schwebend in spiralförmigen Bahnen. So hat sich ursprünglich erschaffen dieses Traumbild, während Eulalia mit geschlossenen Augen und offenem Herzen seine Entstehungsgeschichte sieht, tut sich vor ihr auf ein goldener Pfad, dem sie mit dem Herzen sehend folgend kann.

Schritt für Schritt wächst in ihr die Erkenntnis: der Pfad führt in die Wurzeln des Lebensbaums, der sie in sich aufnimmt, sie als goldenes Licht in sich aufsteigen lässt, durch seine Blätterkrone ausatmend bringt er sie in die höchste Sphäre, an die Grenze dieser Welt.

Wie ein Komet erhellt sie den Traum auf ihrer Flugbahn durch seinen Raum. Fliegend sieht sie all die Türen in der äußersten Sphäre, die in andere Dimensionen führen.

Sie weiß, ihr Schlüssel kann jede dieser Türen öffnen doch zieht ihre Intuition sie zu einer ganz bestimmten hin...


© Miriam Strasser


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